Freitag, 21. Dezember 2012

Tabu-Thema Tod

Obwohl seit einigen Jahren, auch medial, wie zum Beispiel kürzlich die >Themenwoche< in der ARD, in guten Fernsehfilmen und Talk-Shows, versucht wird unsere Gesellschaft dahingehend zu sensibilisieren sich mit dem Tod und der dazugehörigen Trauer zu beschäftigen, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das für viele Menschen immer noch ein Tabu – Thema ist.
Der Tod ist etwas Endgültiges - das ist bedrohlich und ruft Ängste hervor. Aus diesem Grund werden die Gedanken an ihn wahrscheinlich lieber verdrängt.

Loslassen und gehen lassen erfordert ein hohes Maß emotionale und psychische Kraft, die sich aber, meines Erachtens, aufbauen kann, wenn jeder Einzelne sich dem Thema stellt und sich auf solche Situationen vorbereitet. Zugegeben, nicht ganz einfach, aber auch nicht unmöglich. Es trifft nicht nur die Anderen – der Tod, sterben und die dazu gehörende Trauer, trifft täglich viele Familien. In ein tiefes, schwarzes Loch zu fallen verhindert wahrscheinlich die ,,Vorbereitung“ auch nicht, aber wenn die Angehörigen, die die Zeit haben, zum Beispiel bei einer unheilbaren Krankheit eines geliebten Menschen, sich mit dem ,,danach“ auseinander zu setzen, könnte die Trauerphase, vielleicht, etwas weniger schmerzhaft bewältigt werden. Bei plötzlichen Todesfällen, sei es bei bzw. nach einem Verkehrsunfall oder einem Herzinfarkt sieht es natürlich ganz anders aus. Auch wenn das Schlimmste eintritt, das Eltern ein Kind verlieren, auf welche Weise auch immer, braucht es, meiner Meinung nach, einen sehr starken Zusammenhalt der Familie und des nahe stehenden Umfelds. Nicht selten fallen nach solchen Schicksalsschlägen die Familien auseinander. Jeder trauert auf seine eigene Art – der Eine offen, Gespräche oder einen Zuhörer suchend, der Andere von der Welt abgeschottet in sich zurückgezogen. Gemeinsame ,,Trauerarbeit“ würde die Situation sicher auch etwas leichter gestalten. Wichtig ist aber auf jeden Fall, einen geduldigen und verständnisvollen Partner/in an seiner Seite zu haben. Trauer kann man nicht zeitlich begrenzen – es sind Gefühle die sich erst nach und nach wieder normalisieren – es gibt aber auch Menschen, die (leider) nicht mehr ins ,,normale“ Leben zurück finden.

Die Trauerphase ist von Fall zu Fall individuell. Hinterbliebene werden oft zu schnell alleine gelassen, nicht zuletzt, weil Freunde, gute Bekannte, Sportkameraden, Nachbarn und Kollegen mit trauernden Menschen, die als einziges Mittel gegen ihre Wut, Ohnmacht und die - aus ihrer Sicht, große Ungerechtigkeit nur Tränen haben - nicht umgehen können. Ihre eigene Hilflosigkeit drückt sich darin aus, das sie sich mehr und mehr zurückziehen und irgendwann gar nicht mehr da sind. Es ist aber eigentlich ganz anders – diese Menschen brauchen und wünschen sich oft gerade während dieser Zeit Ablenkung. Sie würden sicher gerne, nach einiger Zeit, wenn die schlimmste Phase hinter ihnen liegt, wieder Einladungen annehmen – auch auf die Gefahr hin, dass es lustig werden könnte.
Ein ganz wesentlicher Faktor ist auch ,,in Würde“ sterben zu dürfen - in dem Punkt sind wir Menschen immer noch benachteiligt. Wenn Hunde, Katzen oder Kaninchen krank sind und es absehbar ist, das sie nicht geheilt werden können, dürfen sie ,,erlöst“ werden. Kranke oder altersschwache Patienten müssen bis zum letzten Atemzug – und sei es auch nur mit Hilfe eines Beatmungsgerätes, leiden. Auch für gesunde Menschen, von den vielen kranken und schwerstkranken die es heute schon in manchen Pflegeheimen erleben müssen ganz abgesehen, ist die Vorstellung von ,,satt und sauber“ ein Alptraum – zudem ist das ja auch nicht unbedingt überall gegeben. Die Horrormeldungen von dehydrierten und wundgelegenen Patienten (Dekubitus) erreichen uns ja des Öfteren über die Medien.
Selbstbestimmung – ein großes Wort und nichts dahinter?! Ob und wann wir geboren werden bestimmen die Eltern und wann wir sterben dürfen (im Normalfall) die Ärzte oder/und Angehörigen? Meines Erachtens ein Fehler im System.

Sigrid Miesen

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